Oldenburger STACHEL Ausgabe 12/97      Seite 11
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Radio-Frequenzen für Oldenburg

Die Themen:


"Ich leihe mir eine Etage!"

Wie schnell es geht, eine Etage einer Universitätsbibliothek auszuleihen, wollen die Studis am Donnerstag, dem 11., zeigen. In einer Aktion gegen die schlechte Ausstattung der Universitätsbibliothek werden alle Studis aufgerufen, alle Büche aus der Ebene 2 der Bibliothek zu entleihen. Damit niemand vergißt, seine Bücherstapel rechtzeitig zurückzugeben (die Gebühren wären sehr hoch! d.S.) sollen sie tags drauf wieder zurückgegeben werden. Mehr Infos hat das Streikbüro.


Straßenkünstler gesucht

Künstler, die sich in den Bereichen Pflastermalerei, Fassadenmalerei, Graffiti, Straßentheater oder -musik betätigen, sind aufgefordert, sich beim Kulturbüro der Gemeinde Zetel für die Mitgestaltung der Neuenburger Kulturwoche zu bewerben. Die Kulturwoche, die vom 31.5.-1.6. stattfindet, wird vom Kunstverein "Bahner e.V." organisiert und steht unter dem Motto "Kunst der Straße". Die ausgewählten Künstler erhalten Aufwandsentschädigung, Unterkunft und Verpflegung. Die Adresse des Kulturbüros der Gemeinde Zetel lautet: Am Markt 7, 26340 Zetel.


Öko-Bagger rollen zur Uni

Der Bauausschuß hat beschlossen, die Genehmigung für den Bau des "Ökologie"zentrums an der Uni, gegenüber dem Hörsaalzentrum, zu bauen. Alle Parteien stimmten dafür, lediglich die SPD enthielt sich. Da zu erwarten ist, daß auch der Rat für den Bebauungsplan stimmt, werden vermutlich noch in diesem Jahr die Bäume gefällt und mit dem Bau begonnen.


Sozialpan für azh

Für die 70 Beschäftigten der Firma "azh" konnte ein Sozialplan ausgearbeitet werden. "Wir sind sehr enttäuscht, daß es angesichts der Sturheit der Geschäftsleitung nicht gelingen konnte, mehr Arbeitsplätze in Oldenburg zu erhalten", kommentierte der zuständige HBV-Sekretär Uwe Liebe den erreichten Kompromiß. "Der abgeschossene Sozialplan federt die härtesten Folgen aber etwas ab. Durch die harte Auseinandersetzung konnte letztlich dopelt soviel durchgesetzt werden, wie die Geschäftsleitung bereit war, zu geben", faßt Liebe das Ergebnis zusammen.

Betriebsrat und Gewerkschaft habne alles versucht, die Arbeitsplätze in Oldenburg zu erhalten. Letzlich konnte die Verlagerung um drei Monate hinausgeschoben aber nicht verhindert werden. Die Entscheidung der Geschäftsführung konnte nicht beeinflußt werden. "Es war bitte, zu erleben, wie unsere guten Argumente für den Erhalt der Arbeitsplätze ohne Prüfung vom Tisch gefegt wurden. Der Gesetzgeber hat unsere diesbezüglichen rechtlichen Möglichkeiten dramatisch verschlechtert. Gegen unsoziale Kälte ist daher kein Kraut gewachsen", so Liebe.


Innovative Verkehrspolitik

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) faßt die Auftragsvergabe zum Bau des Wesertunnels als "ganz bittere Niederlage". Der VCD fühlt sich durch die Bauauftragsvergabe in seinen Argumenten bestätigt, daß die SPC-Alleinregierung jegliche Optionen auf dine umwelt- und menschenfreundlichere Verkehrspolitik wissentlich aus der Hand gegeben habe. "Während die umweltfreundlichere Eisenbahn auch in Zukunft in Niedersachsen ein Schattendasein führen soll, verpraßt die Landesregierung Unsummen in den Bau neuer Fernstraßen!", bedauert Michael Frömming, Pressesprecher.


Sander Kurve

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert einen Zusammenschluß der Kommunen an der Bahnstrecke Esens-Wilhelmshaven. Nach Ansicht des VCD-Landesvorsitzenden Hans-Jürgen Pienak könne diese wenige hundert Meter lange Verbindungskurve einen wesentlichen Beitrag zur Attraktivitätssteigerung der Gesamtstrecke leisten. Damit werden die Aussagen des Contrack-Gutachtens unterstützt, welches der "Sander Kurve" eine hohe Priorität eingeräumt hat. Nach Auffassung des VCD sollten Züge aus Esens jeweils stündlich auf direktem Weg nach Wilhelmshaven oder zum sander Bahnhof verkehren, von wo aus ein Übergang nach Oldenburg hergestellt werden müsse. Vor allem Pendlerinnen könnten von der besseren Anbindung nach Schlicktau profitieren. Mittelfristig sei zudem die Rückverlängerung der Strecke nach Norden anzustreben.


T... & die Telefonbuchidee

Danke an alle, die 1997 mitgemacht haben! Die Telefonbuchidee begann klein. Ein Oldenburger hatte 1996 gesammelte alte Telefonbücher in den Telefonzellen ausgelegt. Angeregt durch mehrere Veröffentlichungen in Presse und Rundfunk beteiligten sich viele OldenburgerInnen. Nachdem die Auskunft stark verteuert wurde, macht dies noch mehr Sinn. Kleiner Tip: In den Telefonzellen kostet es derzeit noch 60 Pfennig - ohne Begrenzung der Auskünfte.

Leider sind nach "Reinigungsaktivitäten" oft auch diese Bücher verschwunden. Telekom hierzu: "Die werden gestohlen." So schlecht sind die OldenburgerInnen nicht, daß sie ALTE Telefonbücher aus Telefonzellen stehlen! Diebischer als die BremerInnen schon gar nicht. Dort gibt es in den Häuschen jeweils mehrere Telefonbücher (Bremen und Umland).

Es bleibt der Wunsch, daß sich im nächsten Jahr noch mehr an dieser Aktion für Gemeinsinn beteiligen. Auch wenn Telekom dies gar nicht gern sieht. Nach Auskünften von Telekommitarbeitern wären die Telefonzellen schon lange entfernt, wenn nicht eine gesetzliche Verpflichtung bestünde.


Pesterreger sprachen nicht auf Antibiotika an

"Boston (dpa). Ein Fall von Beulenpest, die sich auch mit den stärksten Antibiotika nicht bekämpfen ließ, hat Ärzte auf Madagaskar in Alarmbereitschaft versetzt. Sie befürchten, daß der resistente Stamm des Pesterregers sich über Ratten und andere Nager weltweit ausbreiten könnte.

Marc Galimand vom Pasteur-Institut in Paris und Kollegen stellten den Fall in der jüngsten Ausgabe des "New England Journal of Medicine" (337, 10, 667) vor.

Bei einem 16 Jahre alten Patienten war nach Fieber und Schüttelfrost schließlich Beulenpest diagnostiziert worden. Der Mann überlebte die Infektion schließlich doch mit Hilfe alternativer Medikamente."

Dokumentation aus der "Ärzte Zeitung" vom 8.9.97, Seite 18.


Gefahr durch Passivrauchen

Neue Belege für ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko durch Passivrauchen liefert die Auswertung zweier großer Fall-Kontroll-Studien. Nach Angaben des GSF-Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit in Neuherberg bei München sind vor allem Personen betroffen, die am Arbeitsplatz einer starken Exposition von Zigarettenrauch ausgesetzt sind.

Die Studie wurde über einen Zeitraum von sieben Jahren vom Institut für Epidemiologie des GSF-Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit sowie des Uniklinikums Essen durchgeführt.

In die Studie gingen nur Nie-Raucher ein. Bei einem Aufenthalt von zehn bis 15 Jahren zeigte sich ein fast doppelt so hohes Risiko verglichen mit den nicht oder nur gering belasteten Personen.

Die Ergebnisse waren statistisch signifikant. Der Abschußbericht soll noch in diesem Jahr vorliegen. Die Studie ist Teil einer internationalen Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO, deren Auswertung im nächsten ahr vorgelegt werden soll.

Nach: "Ärzte Zeitung" vom 8.9.97, Seite 18.


Keine Immunität der Europol-BeamtInnen

fordert der Deutsche Richterbund. Über die Europol-Konvention berichtete der STACHEL in der vorangegangenen Ausgabe. In diesen Tagen hat der Bundestag über die deutsche Zustimmung zu Europol zu befinden. Derzeit befindet sich Europol in der Aufbauphase und sammelt "lediglich" Daten. Nach der Auffassung des Vorsitzenden des Deutschen Richterbundes, Rainer Voss, könnten hier bereits strafbare Handlungen im Amte vorgenommen werden, die nicht geahndet werden können, da die BeamtInnen Europols völlige Immunität genießen. Diese kann nur durch den Präsidenten Europols aufgehoben werden. Die einzige Einschränkung, die in den vergangenen Wochen ausgehandelt werden konnte, beinhaltet, daß ein dem Schritt aus der Aufbauphase in die aktive Phase noch einmal über die Immunität Europols verhandelt werden soll. Viel Hoffnung ist hier nicht zu finden, da in den anderen europäischen Ländern noch weniger Interesse am Datenschutz und an politischer Kontrolle der Polizei bestehen soll, als in "diesem unserem" Lande.


GB: real 4 Mio. Arbeitslose

Das als Jobwunderland gepriesene, auch unter Tony Blair neo-liberal geführte Großbritannien hat in den letzten Jahren seine Arbeitslosenzahlen hauptsächlich durch Statistiktricks "verringert". Die Arbeitslosigkeit ist dort wahrscheinlich doppelt so hoch wie in der amtlichen Statistik ausgewiesen. Zu diesem Schluß gelangt eine Abteilung der größten britischen Geschäftsbank HSBC. Wenn man vergleichbare Erfassungskriterien wie in Deutschland zugrunde lege, dürfte die Arbeitslosenquote in Großbritannien auf 14 Prozent "steigen" und damit die Bundesrepublik übertreffen.

In Großbritannien sei es ungleich schwerer als in Deutschland oder Frankreich, Arbeitslosengeld zu beziehen. Doch nur wer einen Antrag auf Arbeitslosengeld stellt, wird in die Statistik "aufgenommen". Zu ergänzen wäre: Auch das deutsche Arbeitsamt kennt diese Methode schon. Auch hier sind Millionen Menschen ohne Arbeit und ohne Hoffnung auf Arbeitslosenhilfe nicht in der Arbeitslosenstatistik enthalten.


Hurra, wir werden reicher!

In Deutschland gibt es immer mehr Millionäre; auch die Höhe ihrer Vermögen nimmt stetig zu. Das sagt uns das Statistische Bundesamt in Wiesbaden. Danach verfügten 1993 in den alten Bundesländern 131 000 Menschen oder Haushalte über eine Million Mark und mehr. Seit 1989 hatte sich ihre Zahl um 24 Prozent, ihre Vermögen um 22 Prozent auf 486 Milliarden erhöht. Auf je 10.000 Einwohner kamen 1993 in Westdeutschlan d 20 Millionäre. Dann müßten in Oldenburg 30 Stück leben, oder? Woher haben die wohl das viele, sich vermehrende Geld?


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