Oldenburger STACHEL Ausgabe 9/98      Seite 9
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Zahnbehandlung ohne Bohren

Wann kommt in Oldenburg die schmerzlose Karies-Kur

Das wird sicher noch auf sich warten lassen. Doch die Aussichten auf geringere Schmerzen in der zahnärztlichen Praxis sind gestiegen. Das Zauberwort heißt CARISOLV. Dabei handelt es sich um eine Paste, die aus einer aggressiven chemischen Substanz besteht. Diese wird kurz vor der Zahnbehandlung mit drei Aminosäuren verrührt und dadurch angemessen entschärft. Sie wird auf die kariöse Stelle aufgebracht, wo sie die Spreu vom Weizen trennen kann. Das erkrankte Gewebe wird noch weiter erweicht und kann mittels eines Spachtels entfernt werden. Das Erstaunliche: Gesundes Zahnbein wird nicht angegriffen. Was gleich mehrere nützliche Effekte hat. Der erste liegt auf der Hand: Wenn das erkrankte Gewebe ohne Bohrer abgeschabt, abgebürstet werden kann, gibt es weniger Einflüße auf den Nerven. Es nervt also weniger, nicht nur der Nerv, auch die Nerven werden geschont.

Auch für die Füllung bieten sich Vorteile. Beim Bohren werden im Teile des gesunden Gewebes mit entfernt. Da dieses nicht nachwächst, wird damit ohnehin die bereits vorhandene Wunde vergrößert. Diese Mulde ist im Wesentlichen glatt und bietet der Füllung weniger Halt, als dies nach der Behandlung mit CARISOLV der Fall ist. CARISOLV hingegen greift ausschließlich das erkrankte Gewebe an. Deshalb ist nach der Behandlung eine rauhe Oberfläche vorhanden, auf der das Füllungsmaterial wesentlich besser verankert werden kann.

Natürlich gibt es eine Kehrseite. Bei einer Umfrage unter Oldenburger ZahnärztInnen wurde der Zeitaufwand negativ bewertet. Das Mittel kann nur bei direkt zugänglicher Karies eingesetzt werden. Z.B. eine Karies unter einer Füllung bedarf weiterhin des Bohrereinsatzes. Außerdem sei ein Bestandteil eine aggressive Chemie. In der Nähe des Zahnnerven - der sehr empfindlich ist - sei ein Einsatz deshalb problematisch. Nun, das muß die Praxis sicher noch erweisen.

Doch die wird noch auf sich warten lassen. Während das in Schweden entwickelte Mittel dort bereits im Einsatz ist, müssen sich hier Menschen mit Zahnweh sich auf den Weg zur Uni-Klinik machen - dort und in einigen wenigen Zahnpraxen findet die Erprobungsphase in der BRD statt. Mit der Einführung des Mittels für die BRD wird für den Anfang nächsten Jahres gerechnet. Wobei es in Oldenburg wohl noch mal zehn Jahre länger dauern wird. Denn während das Mittel in verschiedenen Medien bereits gewürdigt wurde, kennen die MitarbeiterInnen der in Oldenburg befragten Krankenkassen nicht einmal den Namen des Medikamentes. Ob die Behandlung von diesen übernommen würde, ist auch noch nicht klar. Denn möglicherweise ist eine Spritze ja auch zukünftig noch billiger ... Vielleicht sollte bei den Kassen mal konsequneter nachgefragt werden, damit sich hier etwas aendert.

Gerold Korbus

 

 
  Differenzen zur gedruckten Fassung nicht auszuschließen. Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Siehe auch Impressum dieser Ausgabe und Haupt-Impressum