Oldenburger STACHEL Ausgabe 12/98      Seite 3
 
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Zu viele Auto-Unfälle

VCD stellt Forderungskatalog auf

Die automobile Mobilität hat seit Bestehen der BRD eine halbe Million Todesopfer gefordert. Seit 1960 verunglücken jedes Jahr rund 500.000 Menschen. Auch wenn die Zahl der Todesopfer durch verbesserte Sicherheitstechniken gesunken ist, stirbt noch jede Stunde ein Mensch auf Deutschlands Straßen. 8549 Todesopfer forderte der Autoverkehr im Jahr 1997. Rund 115.000 Menschen wurden im selben Jahr schwer verletzt.

Unfälle dürfen nicht länger als notwendige, tödliche Nebenwirkung des Autoverkehrs hingenommen und bagatellisiert werden. Als Beleg für die Tabuisierung der Menschenopfer im Straßenverkehr kann man die Wahrnehmung des traurigen ICE-Unglücks am 3. Juni dieses Jahres betrachten, bei dem 101 Menschen starben. Obwohl wöchentlich mehr Menschen bei Autounfällen ums Leben kommen als in Eschede (rund 160), weht Freitags keine Bundesflagge auf Halbmast und kein Fernsehsender berichtet über "Die Toten der Woche" im Straßenverkehr.

Die Grundrechte auf Leben und körperliche Unversehrtheit sind im Freiraum Straßenverkehr de facto außer Kraft gesetzt. Menschengemachte, vermeidbare Unfälle werden als naturgegebenes Geschehen hingenommen und Tausende Menschenleben geopfert, weil die Straßenverkehrsordnung zu hohe Geschwindigkeiten zuläßt. Bei Unfällen mit tödlichem Ausgang liegt die Ursache "unangepaßte Geschwindigkeit" bei über 36%. Durch Einführung einer Geschwindigkeitsreduzierung auf Deutschlands Straßen könnten, nach einer Studie des Umwelt- und Prognoseinstituts Heidelberg, jedes Jahr ca. 2000 Menschenleben gerettet werden.

Für in Deutschland lebende Kinder ist die Gefahr, im Straßenverkehr zu verunglücken, das größte Zivilisationsrisiko. Seit Jahren Kommen rund 50.000 Kinder im Straßenverkehr zu Schaden. Damit liegt Deutschland in der europäischen Unfallstatistik hinter England an 2. Stelle. Die Unfallgefahr kann durch die flächendeckende Einführung von Tempo 30 innerorts, deutlich gesenkt werden. Jede Geschwindigkeitsreduzierung muß dann jedoch auch überprüft werden. Hier sind die Kommunen gefragt, denn die Polizei ist mit der Überwachung der außerörtlichen Straßen überfordert. Leider hat die Stadt Oldenburg sich hier gegen eine eigenständige kommunale Geschwindigkeitsüberwachung ausgesprochen.

Um die Sicherheit auf unseren Straßen deutlich zu verbessern schlägt der VCD ein "Sieben-Punkte-Programm vor:

Nationales Unfallminderungs-Programm

Bundestag, Landtage und Kommunal-Parlamente beschließen ein Unfallminderungs-Programm. Ziel ist es, die Zahl der schweren Unfälle innerhalb der nächsten 5 Jahre um jeweils 10% zu senken. Alle neuen verkehrsrelevanten Vorhaben werden unter dem Aspekt geprüft, ob sie geeignet sind, das gesteckte Ziel zu erreichen.

Betreuung von Unfallopfern

Jede Region richtet Büros einer Unfallopfer-Hilfe ein, in denen hauptamtliche Fachkräfte für die psycho-soziale Betreuung von Unfallopfern und deren Angehörigen bereitstehen. Die Kosten werden über die Kfz-Haftpflichtversicherung finanziert.

Wöchentliche Unfallbilanz

Das Verkehrsministerium veröffentlicht wöchentlich eine Unfallbilanz. Die zentralen Medien berichten in ihren Hauptnachrichten.

Einführung von Unfalldatenschreibern

Ab dem Jahr 2000 serienmässiger Einbau von Unfalldatenschreibern in alle Neufahrzeuge. Ältere Fahrzeuge werden zügig nachgerüstet

Verbot von "Knochenbrechern / Optimierung der Karosserien

Durch eine Änderung der Straßenverkehrszulassungsordnung wird die Ausrüstung von Kfz mit sogenannten "Kuhfängern" verboten. Als Off-Roader sind nur noch Geländewagen zugelassen, die über abgerundete Motorhauben und Pkw-analoge Knautschzonen verfügen. Außerdem sind Mindeststandards für Karosserien festzulegen, die gewährleisten, daß die Verletzungsschwere von angefahrenen Fußgängern und Radfahrern sinkt.

Einführung von Tempo-30 als Regel innerorts

Tempo 30 wird zur Regel und Tempo 50 auf einem Hauptverkehrsstraßennetz zur Ausnahme. Einführung von Tempolimits auf Autobahnen. Im Rahmen einer europäischen Harmonisierung wird Deutschland sich hier den Nachbarstaaten anpassen müssen.

Detlev Bayer-Täufel (VCD-Oldenburg)

 

 
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