Oldenburger STACHEL Ausgabe 9/98      Seite 10
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Radio-Frequenzen für Oldenburg

Die Themen:


Stand by - Stromfresser

Das Öko-Institut Freiburg schätzt, daß ca. 13 Prozent der in deutschen Haushalten verbrauchten elektrischen Energie durch Stand-by-Schaltung verbraucht werden. Durch Ausschalten der Geräte ließe sich also leicht ein ganzes Atomkraftwerk einsparen! Die amerikanische Zeitschrift New Scientist hatte berichtet, daß in den USA sogar die Hälfte des in den Haushalten verbrauchten Stroms für Stand-by verschwendet werden würde. 1,8 Milliarden US-Dollar zusätzlich zu den Betriebskosten der Geräte kostet der Spaß.

Abhören überall

Polizeibehörden und Telekom streiten sich momentan über die Kosten einer Rasterfahndung im Telefonnetz. Dabei geht es nicht um die Kosten der "normalen Lauschangriffe", von denen es 1997 7776 gab, wovon ca. eine halbe Million Telephonbenutzer betroffen waren. Es geht um den "Zielsuchlauf im digitalen Festnetz", um alle deutschen Telefonanschlüss e auf bestimmte Nummern zu überprüfen. Die Telekom registriert nämlich alle ankommenden und abgehenden Gespräche. Diese Daten werden mindestens zwei Tage gespeichert. Für diesen Service wollen die Behörden jedoch nichts zahlen.

Nach der bisher nicht in Kraft getretenen Telekommunikations-Überwachungsverordnung (TKÜV sind Telekommunikationsfirmen verpflichtet, "die Überwachung und Aufzeichnung der Telekommunikation ... auf eigene Kosten zu ermöglichen". (siehe auch Stachel 6/96) Für die Strafverfolger müssen extra Schnittstellen eingerichtet werden. Aufgrund der vielen Abhör-Anfragen werden der Telekom inzwischen die zusätzlichen Kosten für Personal und technischem Aufwand zu hoch. Für Computersuche veranschlagt sie zwischen einer und drei Mark pro Sekunde. Einige Überprüfungen sollen an die 30 000 Mark gekostet haben.

In der Schweiz ist bekannt geworden, daß die Daten von Handy-Gesprächen bis zu sechs Monaten lang aufbewahrt worden waren. Staatsschutz und Polizei können so ein exaktes Bewegungsprofil aller Mobiltelephon- BenutzerInnen zeichnen. Hierzulande fehlt bisher noch eine rechtliche Grundlage für die Speicherung solcher Daten ohne richterlichen Beschluß. Doch die neue TKÜV schafft Abhilfe: "Künftig wird das Paket technische Einrichtungen zur Überwachung der Telekommunikation zum standardmäßigen Angebot einer Telekommunikationsanlage gehören". (Zit. nach SZ 3.September 1998) Übersetzt bedeutet das: Die Abhöranlage ist gleich in jedem neuen Telefon miteingebaut.


Flüchtlings-Karawane

Bis zum 20. September zieht noch die Karawane, ein Bündnis von Flüchtlings-, MigrantInnengruppen und antirassistischen Initiativen, durch die Bundesrepublik. Am 14.8. war sie in Oldenburg. Unter dem Motto "Wir haben keine Wahl, aber eine Stimme" mischt sich die Karawane in über 40 Städten mit vielfältigen politischen Aktionen in den Wahlkampf auf lokaler und bundesweiter Ebene ein. Flüchtlinge und MigrantInnen haben kein Wahlrecht, können also die Wahlen nicht direkt beeinflussen - sind aber in vielerlei Hinsicht ihr Thema. Die Karawane richtet sich gegen eine Politik, welche die Ausgrenzung, Einschüchterung und Kriminalisierung von Flüchtlingen und MigrantInnen verfolgt. Sie tritt auf gegen die ständigen rassistischen Übergriffe im Alltag. Die Proteste richten sich gegen asylrechtliche Sondergesetze und die Politik zur Durchsetzung der "Inneren Sicherheit", ebenfalls aber auch gegen die deutsche Außenpolitik, die antidemokratische Regimes und Diktaturen unterstützt, die wiederum Menschen zur Flucht zwingen.

In Oldenburg wird die Politik der Karawane von den Gruppen unterstützt, die momentan versuchen, Essensgutscheine in Geld umzutauschen und das Gutscheinsystem insgesamt zu Fall zu bringen. Beteiligt sind u.a. das Dritte-Welt-Informationszentrum in der Auguststraße, AK Asyl, HGAS.


Aufstand in Freiburg

Die Reform des Energiemarktes hat bisher nur Vorteile für die großen Strommonopole vorgesehen. Ihr Monopol auf das Elektrizitätsnetz bleibt erhalten, aber große Firmen können Strom von fernen billigeren Stromversorgern beziehen. Die Stadtwerke gucken in die Röhre. Sie verlieren Großkunden, müssen aber weiterhin teuren Strom von den Monopolen beziehen. Oder? Freiburg versucht jetzt den Aufstand. Als erstes kommunales Unternehmen will es sich vom bisherigen Monopol-Lieferanten Energieversorgung Baden-Württemberg trennen und seinen Strom billig aus der Schweiz beziehen. Der Konzern pocht jedoch auf Verträge, die angeblich bis 2014 gültig seien. Doch das Freiburger Unternehmen ist der Ansicht, durch das neue Energiegesetz sei die Geschäftsgrundlage für diese Verträge entfallen. Setzt sich Freiburg durch, werden andere Stadtwerke folgen.


Bildungsurlaub zu Agenda und Globalisierung

"Agenda 21 zwischen Globalisierung und Alltag" - unter diesem Titel organisiert IBIS -Interkulturelle Arbeitsstelle e.V. einen Bildungsurlaub. Er findet vom 5.-9. Oktober 1998 im Umwelthaus in Oldenburg statt. Namhafte Referenten (u.a. Peter Fuchs vom Bonner Institut "World, Economy, Ecology, and Development" WEED) werden nach einer Einführung und Vertiefung in die Agenda 21, zur Situation der Globalisierung, zu den Widersprüchen, die sich durch Globalisierung und Agenda 21 ergeben und zum Handel mit der "Dritten Welt" sprechen und Alternativen aufzeigen. Weiter soll das Seminar anhand von verschiedenen Fragestellungen eine Einschätzung und Realisierung der Agenda 21 auf lokaler Ebene ermöglichen. Insbesondere werden behandelt:


Interkulturelle Woche

Die diesjährige interkulturelle Woche will wieder mit einem umfangreichen Programm, das von Gruppen und Initiativen der Migrationsarbeit auf die Beine gestellt wurde, das Verstehen von Menschen unterschiedlicher Herkunft fördern und Aufmerksamkeit für das "Andere" wecken. Beachtet die Hinweise im Veranstaltungsteil vom 27.9. bis 4.10.! Näheres bei IBIS, Tel.: 884016


Frauen und Technik

Der Verein Oldenburger Werk-statt-Schule e.V. veranstaltet in Kooperation mit dem Offenen Kanal Oldenburg eine Reihe von Vorträgen und Wochenendseminaren. Angesprochen sind Frauen, die an den Themen interessiert sind, aber auch solche, die sich vorstellen können, darüber einen Beitrag für das Radio oder das Fernsehen zu machen.

Zu den Vorträgen beachtet bitte die Hinweise im Veranstaltungsteil, jeweils Dienstags, 3.11. bis 8.12. Für die Wochenendseminare ist eine vorherige Anmeldung erforderlich: 5./6.9. Frauen im Internet, 12./13.12. Zur Geschichte der Frauenerwerbsarbeit, jeweils 10-16Uhr.

Anmeldung und nähere Informationen beim Offenen Kanal Oldenburg, Elisabeth Kirchhoff, 26122 Oldenburg, Tel. 2188816, Fax 2188840


Diese Regierungskoalition hat keine Hoffnung mehr, daß sie gewählt würde

In Bonn läuft derzeit das größte Postengeschiebe des Jahrhunderts. Die derzeitig noch an der Macht befindliche Koalition bedient ihre MitarbeiterInnen mit Posten und Pöstchen. Der Bund der Steuerzahler verzeichnete fast 100 Blitzkarrieren im derzeitigen Beförderungsboom. Das wird auch Aktion "Maulwurf" genannt: Sollte die Oppostion die Wahlen gewinnen, würde ihr damit nochmal "kräftig in die Suppe gespuckt". Wie sollte sich wirklich etwas ändern, wenn in der zweiten Etage lauter Fossile sitzen. Deshalb forderte der Haushaltsausschuß, daß bei zukünftigen Wahlen sechs Monate vorher keine Beförderungen mehr stattfinden sollen. Von den Beförderungen auf den letzten Drücker ist auch eine langjährige Mitarbeiterin Hannelore Kohls betroffen, die gegen die Proteste von Belegschaft und Personalrat als "Quereinsteigerin" Unterabteilungsleiterin im Bundesministerium für Justiz werden soll. Die Bundesminister Rühe und Nolte wollen ihre Abteilungsleiter mit einer Verbeamtung belohnen. Sollten diese bei einem politischen Wechsel in den "Rühestand" versetzt werden, bekommen sie 75% ihrer Bezüge weiter.

Diese Regierungskoalition hat keine Hoffnung mehr, daß sie gewählt würde

Als gute Freunde der Rüstungsindustrie wurden auf den letzten Drücker gigantische Rüstungsaufträge vergeben. Der Trick der Regierungskoalition, um dennoch kein allzu großes Loch in dem von ihr vorgelegten abgewirtschafteten Bundeshaushalt zu haben: Die Kosten aus diesen Verträgen entstehen erst in zukünftigen Legislaturperioden. Somit sind zukünftigen Regierungen finanziell die Hände gebunden. (Das sollte kein Grund sein, die jetzige Regierung zu wählen. Zu zahlen habens ohnehin wir SteuerzahlerInnen. D.Tipperlein)


Bilden Bilden Bilden

Das neue Programm der Volkshochschule ist dieser Tage erschienen. Nix wie hin!


Bildung total -- Schule egal.

Unter diesem Motto steht die 15. Pädagogische Woche an der Uni. Ein besonderer Höhepunkt wird sicher der Einführungsvortrag von Frau Prof. Dr. Marianne Gronemeyer: "Schule total -- Bildung egal? Lernen mit beschränkter Haftung. Oder: Über das Scheitern der Schule." Anmeldungen bitte möglichst bis zum 20.9., Mo-Fr 9-11 und 14-16 Uhr unter Tel. OL 798-3034.


VHS für behinderte und nichtbehinderte Menschen

Lesen und Schreiben auffrischen und vertiefen. Arbeiten -- aber wo? Selbständig wohnen. Haushaltsführung: Kein Problem! Schnell und einfach gut gekocht. Backen, Kochen, Gespräche -- ein Wochenende gemeinsam verbringen. Gesünder durch Yoga. Getanztes Leben -- lebendige Tänze: Folkloretänze aus aller Welt.

Wer findet bei diesen Stichworten nicht etwas für sich? Die Kurse wenden sich an behinderte Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahren -- besonders an Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung. Willkommen sind auch nichtbehinderte Menschen, die Interesse am gemeinsamen Lernen haben und die dazu beitragen möchten, die Integration behinderter Menschen ins allgemeine gesellschaftliche Leben zu unterstützen.

Kontakt: Frau Dr. Elisabeth Friedl, Tel. OL 92391-33, Volkshochschule.


Die 9. Frauenkulturtage

finden vom 7.-10.10.98 statt. Die Veranstalterin ist das Frauenbüro der Stadt Oldenburg. Das Programm kann dort unter Tel. OL 235-2135 bestellt werden.


Stade-Aktionstag 12.9.

In Esensham hat uns die Atomindustrie knapp an einer Katastrophe vorbeigeführt. Hoffentlich ist die Höllenmaschine bald eine weitere Investitionsruine. Risse im AKW-Stade machen uns nicht hoffnungsfroher. Dieser Schrottreaktor können wir vielleicht endlich vom Netz bekommen, wenn es gelingt, den CASTOR von dort zu blockieren. Denn die interne Zwischenlagerungskapazität ist fast ausgebucht. Beginn um 12 Uhr "Am Sande" in Stade. Kontakt OL: 6835750. Abfahrt OL 9.30 Uhr ab Bahnhof.


Frauen-Theaterprojekt

Lebensentwürfe von Frauen - eine Utopie von gestern? Das generationsübergreife nde Frauen-Theaterprojekt "Für mich soll's rote Rosen regnen..." sucht Frauen, die Lust am Theaterspielen haben. Unter der Leitung von Barbara Kleinitz (Schauspielerin, Weiterbildenerin) findet ein Einführungsworks hop statt, und zwar Freitag den 11.9. bis Sonntag den 13.9., jeweils ca. 4 Stunden. Weitere Infos und Anmeldung bei: Matze, Tel.: 0441/383443 oder Nina, Tel.:0441/84719.


Georg Elser

Im Bilbliotheksfoyer der Carl von Ossietzky- Universität Oldenburg ist noch bis zum 5.Oktober eine Ausstellung über Georg Elser zu sehen. Georg Elser hat bereits 1939 beschlossen, Hitler zu töten, er wollte so den drohenden Krieg verhindern. Elser wußte, daß Hitler regelmäßig am 8. November zum Jahrestag seines Putschversuches von 1923 im Münchner Bürgerbräukeller sprach. In wochenlanger Arbeit bereitete Elser ein Sprengstoffattentat vor, jedoch verließ Hitler kurz vor dem Anschlag das Gebäude, und Elser wurde bei dem Versuch in die Schweiz zu fliehen von der Gestapo verhaftet. Elser gestand die Tat und gab an, durch die Tötung Hitlers den Weg zu einem europäischen Frieden ebnen gewolllt zu haben.

 

 
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